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Turmnummer „207“

Durch einen glücklichen Umstand bekam ich einen Hinweis auf eine Fundstelle von U-Boot-Teilen in einem Straßengraben an einer der Rückzugsstraßen aus den Niederlanden. Bruchstücke eines Unterwasserfahrzeuges fernab der See in einem Straßengraben? Im Zuge des Weihnachtsurlaubs 2024 ging ich der Sache nach und tatsächlich: In einem schmalen Waldstreifen neben einer Landstraße fanden sich zahlreiche Bruchstücke, deren Zustand auf eine Zerstörung mit großer Sprengkraft hinweisen. Neben einigen Hydraulikteilen lagen auch Aluminium-Bruchstücke, welche sich nach einiger Recherche dem Kleinst-U-Boot „Biber“ zuordnen ließen. Nach Rücksprache mit dem Grundstückseigentümer durfte ich die Teile mitnehmen. Er berichtete, dass sein Vater von den britischen Soldaten nach Kriegsende die Erlaubnis bekam, die Überbleibsel des U-Boots und der Fahrzeuge an Schrotthändler zu verkaufen. Eine erneute Nachsuche erbrachte schließlich in einem Gebüsch die Turmseitenwand samt Nummer! „2i7“, übermalt „207“. Der gesamte Turm wurde aus Aluminium gefertigt und das Fundstück ist entsprechend gut erhalten.

Das Bruchstück im Fundzustand.
Das Fundstück aus Alluminium ist in erstaunlich gutem Zustand und die orginale Farbgebebung ist fast vollständig erhalten.

Mit einem solchen Fund hatte ich nicht gerechnet und die Recherche zur Identität des Bootes begann. Zwar finden sich in zahlreichen Publikationen oberflächliche Beschreibungen der Ausbildung und einzelner Einsätze, ein umfassendes, nach wissenschaftlichen Kriterien zusammengestelltes Werk zum Kleinst-U-Boot „Biber“ liegt jedoch bislang nicht vor. Auf der Suche nach einer bereits vergriffenen Publikation stieß ich mehr oder weniger zufällig auf den Interneteintrag von Julia P., welche auf der Suche nach jenem Buch als Geschenk für ihren Großvater zum 100. Geburtstag war, der, wie sie schrieb, selbst einen „Biber“ gefahren sei. Nachdem Frau P. meine Mailanfrage, ob ich ihren Opa einmal besuchen könnte, beantwortet hatte, vergingen keine 14 Tage und ich saß mit meiner gefundenen Turmseitenwand bei Leutnant zur See Kühne am Küchentisch. Der ältere Herr war ganz erstaunt, dass ihm da doch jemand tatsächlich ein Stück seines Weltkriegs-U-Bootes in die gute Stube geschleppt hat.

Helmut Kühne und Adrian Matthes mit der Turmseitenwand des Kleinst-U-Boot „Biber“.

Kennenlernen durfte ich einen freundlichen und aufgeschlossenen älteren Herren, der bereitwillig und gerne aus seiner Dienstzeit vor über 80 Jahren berichtete. In zahlreichen Interviewstunden haben wir seinen gesamten militärischen Werdegang gestützt durch entsprechende Fachliteratur, Archivrecherche und die Hilfe von Fachleuten durchgesprochen und jedes noch so kleine für kommende Generationen möglicherweise interessante Detail festgehalten. Entstanden ist der Bericht eines Mannes, der als Offiziersanwärter den Krieg erlebte, schließlich in einem geheimen Kommando landete und wohl als letzter Augenzeuge von der Ausbildung und Funktionsweise des Kleinst-U-Bootes „Biber“ berichten kann.

Helmut Kühne 1944 und 2024

Mit dem Kleinst-U-Boot „Biber“ im Nordmeer

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Doch zurück zur Turmnummer: Soweit sich das klären ließ, wurden bei den im Westen eingesetzten „Biber“ einzelne Ziffern durch Buchstaben ersetzt, um es dem Gegner zu erschweren anhand der Turmnummern einen Rückschluss darauf zu ermöglichen, wie viele „Biber“ im Einsatz stehen (Die Turmnummern waren bis dahin fortlaufend vergeben worden)

Eine der wenigen zeitgenössischen Aufnahmen eines „Bibers“ mit Turmnummer die mittig mit einem Buchstaben codiert ist.

Bei dem Fundstück dürfte es sich um einen „Biber“ handeln, der am Kanal zum Einsatz kam, wohl beschädigt wurde und zurück in das Reich transportiert wurde. Die Kolonne mit dem U-Boot auf dem Anhänger wurde vermutlich von Tieffliegern angegriffen und das Seefahrzeug so an Land zerstört bzw. so gelangten die Teile in den Straßengraben. Zuvor trug der „Biber“ die Turmnummer 208 und es ist durchaus denkbar, dass Herr Kühne seine Ausbildung auch mit genau diesem Fahrzeug durchgeführt hat!

Ein „Biber“ auf der Insel Engeløya bei Narvik, Frühjahr 1945.

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