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Heimatforschung und die Lokalpresse

Wie ich im Zuge der Erstellung der Chronik „Fliegerschicksale im Landkreis Nürnberger Land 1918-1949“ feststellen musste, wird es zunehmend schwieriger heimatgeschichtliche Vorfälle der Kriegsjahre aufzuklären. Mit dem Material, welches in den Militärarchiven der beteiligten Kriegsparteien zu finden ist, ist in den meisten Fällen nur eine sehr oberflächliche Berichterstattung möglich. Die genaue Bestimmung der Absturzstellen im Gelände war oftmals nur mit der Hilfe von Zeitzeugen möglich. Es war 2023 – 78 Jahre nach Kriegsende – nicht immer leicht gewesen, noch derartige Hinweise aus der Bevölkerung zu erhalten. Gasthäuser und Bäckereien waren meistens die ersten Anlaufpunkte, um sich nach den „Dorfältesten“ durchzufragen. Mit „Wissen Sie, wo im Krieg ein Flieger runtergegangen ist?“ haben die meisten Gespräche begonnen und fast so, als wäre diese Frage eine Selbstverständlichkeit, hat man nach Möglichkeit bereitwillig Auskunft gegeben. Bei sämtlichen Initiativbefragungen vor Ort war durchweg der Eindruck zu gewinnen, dass die Recherchen zu den Hintergründen der Luftkriegshandlungen in der Region positiv begrüßt werden.

Neben den Zeitzeugen waren die Zeitungsarchive die besten Informationsquellen. Sie haben Wissen festgehalten, dass sonst unweigerlich verloren gegangen wäre. Die Nürnberger Nachrichten und ihre Verbunds-Zeitungen haben in den vergangenen Jahrzehnten zu zahlreichen Flugzeugabstürzen des Weltkrieges berichtet, und mir somit oft eine gute zitierfähige Grundlage für weitere Ausarbeitungen geschaffen. In manchen Fällen hat die Berichterstattung über einen Flugzeugabsturz in den Kriegsjahren dazu geführt, dass sich ältere Mitbürger mit Leserbriefen zu Wort gemeldet haben, um die Berichterstattung zu ergänzen, zu berichtigen oder gar historische Fotografien beizusteuern.

Für Heimatforscher ist die Lokalpresse also ein unverzichtbares Hilfsmittel, um an Informationen zu gelangen und den Kontakt zu Zeitzeugen gezielt aufnehmen zu können. Ich kann mich also besonders darüber freuen, dass die Zeitung „Der Bote“ bzw. der Onlineauftritt der „Nürnberger Nachrichten“ meinem Buch eine umfangreiche Berichterstattung gewidmet hat. Der Artikel in Auszügen wiedergegeben:

Zeitzeugen berichten: Mit dem Jagdbomber ab nach Hause

NÜRNBERGER LAND-Der junge Hersbrucker Adrian Matthes legt mit einer Arbeit über Fliegerschicksale im Nürnberger Land sein 14. Buch vor. So sucht er nach Absturzstellen im Landkreis.

Hans Prager ist einer von dutzenden Piloten, von denen Adrian Matthes in seinem neuen Buch erzählt. Dabei ist Pragers Geschichte ebenso spannend wie kurios. Matthes schildert zwei Tage im Leben des jungen Flugzeugführers, in denen Todesurteil, Befreiung und glückliche Heimkehr zeitlich nah beieinander liegen. Die Erzählung gehört zu den vielen Zeitzeugenberichten im Buch des Hersbrucker Autors, die den Leser auf eine Zeitreise in die 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mitnehmen. (…)

„Fliegerschicksale im Landkreis Nürnberger Land 1918-1949“ ist der Titel von Adrian Matthes‘ jüngstem Buch, in dem er lückenlos alle Flugunfälle, Abstürze und Luftkämpfe in der Region dokumentiert.

Militärhistorisch einzigartige Quelle

Seine Arbeit ist die umfangreichste und gründlichste, die zum Thema vorliegt. Matthes hat mit dutzenden Zeitzeugen gesprochen und hatte Gelegenheit, das Archiv des Nürnbergers Friedrich Braun auszuwerten, dem vielleicht besten Kenner des Luftkriegs rings um Nürnberg. Braun hatte Kontakt zu dutzenden Piloten der alliierten Streitkräfte ebenso wie zu ehemaligen Angehörigen der deutschen Luftwaffe. Sein umfangreiches Archiv ist eine militärhistorisch einzigartige Quelle, aus der Matthes für sein Buch schöpfen konnte.

Was geschah mit den Menschen an Bord?

Seit seinem 10. Lebensjahr ist der Hersbrucker Autor fasziniert von der Fliegerei. Dass in der Region zahlreiche Flugzeuge verunglückten oder im Krieg abstürzten, hat ihn schon als Kind neugierig gemacht. Wo sind die Absturzstellen? Gibt es noch Spuren und möglicherweise Überreste? Und welche Hinweise gibt es noch auf die Menschen, die an Bord gewesen sind? Matthes hat tatsächlich alle belegten Unglücksorte in der Region besucht und sich mit Leuten vor Ort unterhalten. Ein Besuch in der Bäckerei, beim Metzger oder im Wirtshaus steht dabei immer ganz am Anfang. „Wissen Sie, wo im Krieg das Flugzeug hier in der Gegend abgestürzt ist?“ fragt er und bekommt in den meisten Fällen. ganz schnell Auskunft. In seinem Buch beschreibt er die Suche an verschiedenen Unglücksorten, etwa den Absturz der Lufthansa- Passagiermaschine Junkers JU 52 am Moritzberg.

Messerschmitt im Schwarzachtal

Neben zivilen Flugunfällen dokumentiert Matthes die Unfälle der Flugschulen während des 2. Weltkriegs, so auch den Absturz einer Messerschmitt 109 im Schwarzachtal bei Pattenhofen. Wie bei den deutschen Flugschulen verunglückten im Nürnberger Land auch US- Flieger ohne Kriegseinwirkung. Matthes beschreibt Abstürze bei Eschenbach und Neunkirchen am Sand.

In einem umfangreichen Kapitel sind die Flugzeugverluste der Alliierten und der Luftwaffe in den Jahren 1943 bis 1945 zusammengefasst. Matthes hat dazu Absturzstellen unter anderem in Moosbach, Rummelsberg, Fischbach, Waller, Offenhausen und Ottensoos aufgesucht und mit Zeitzeugen gesprochen. Weitere Kapitel befassen sich mit den Verlusten alliierter Jagdflieger, unter anderem im Hangwald bei Pattenhofen und bei der Gauchsmühle bei Feucht, sowie mit deutschen Verlusten im Raum Lauf. (…)

Info:

24 Jahre alt war Hans Prager, als er mit seinem Jagdbomber in die Heimat flog. Adrian Matthes, der Autor, der heute seine Geschichte erzählt, ist ebenfalls 24 Jahre alt. Er hat inzwischen 14 Bücher veröffentlicht, basierend auf Berichten von Zeitzeugen des 2. Weltkriegs, auf zahlreichen Interviews und Gesprächen. Rund 10.000 Exemplare hat er verkauft und sich damit sein Maschinenbau-Studium finanziert. Im Frühjahr wird er seinen Abschluss an der FAU Erlangen machen. Tagsüber studiert Adrian Matthes, nachts arbeitet er als Autor. Informationen über seine Bücher und seine Arbeit gibt es auf www.zeitzeugen-versand.de

(zitiert nach der Onlineausführung des Artikels von Alexander Blinten, erschienen am 5. Februar 2024 auf der Onlineplattform der Nürnberger Nachrichte sowie auf deren Social Media Plattformen, URL: https://www.nn.de/region/nuernberger-land)

Die Berichterstattung über die Luftkriegsgeschehnisse ist sicherlich ein Nischenthema und mit den mir zur Verfügung stehenden Vertriebskanälen hätte ich bestimmt nicht die gewünschte Reichweite erzielt. In den Tagen nach dem Zeitungsbericht erreichten mich eine Vielzahl von Anrufen und E-Mails, welche teils äußerst dienliche Hinweise für weitere Recherchen enthielten.

Besonders interessant ist der neugeknüpfte Kontakt zu einer netten Familie aus dem Landkreis, die mir die erhalten gebliebenen Unterlagen des Vaters für Dokumentations- und Aufklärungszwecke zur Verfügung gestellt hat. Darunter umfangreiche Flugbücher, die den Flugbetrieb über dem Landkreis festgehalten haben und ein lückenloses Verzeichnis der eingesetzten Baumuster und Werknummer liefert. Für weitere Buchprojekt unverzichtbares Material, welches sonst wohl weiter unentdeckt auf dem Speicherboden geschlummert wäre.

Ich bedanke mich in diesem Sinne also recht herzlich für die gute Zusammenarbeit mit der Zeitung „Der Bote“ bzw. den „Nürnberg Nachrichten“ und hoffe auch zukünftig auf tatkräftige Unterstützung der Zeitungshäuser für meine geschichtlichen Aufarbeitung der Kriegsgeschehnisse.

Adrian Matthes, Erlangen, 18. März 2023

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